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Ich kenne den Trabant, den Trabi, das Ostauto, die Rennpappe, den Stinker, den Zweitakter, seit ich klein bin. Da ich in West-Berlin aufgewachsen bin und wir keine Ostverwandschaft hatten, diente der Trabi uns vor allem zum Witzemachen: „Geht ein Ossi zum Autohändler und sagt: ‚Ich hätte gerne einen Trabi in knallrot, mit 300 PS, automatischen Fensterhebern, Automatik, Servolenkung, und bitte morgen geliefert.‘ Sagt der Händler: ‚Kein Problem, das macht 50 Mark.‘ ‚Machen Sie Witze?‘ ‚Wer hat denn damit angefangen?'“ Den ersten Trabi live sah ich dann am 10. November 1989. Und nicht einen, sondern hunderte, tausende, die sich hupend durch Lichterfelde quälten, um am Brandenburger Tor ein Fass aufzumachen.
Ich kenne den Trabi als echtes Auto, das Menschen fahren, die ein Auto fahren. In den Jahren nach der Wende war der Trabi ein ganz normales Auto im Stadtbild. Bis er nach und nach verschwand und dann schließlich wieder als Touristenattraktion auftauchte. Wann genau das war, weiß ich nicht, aber plötzlich sah man Trabis mit Streifen und Leopardenmuster. Dafür verantwortlich sind die Leute von der Trabi-Safari.
Nicht nur für Touris: Die Trabi-Safari in Berlin
Ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Dinge ich in Berlin gemacht habe, die Touristen machen. Wozu soll ick ooch? Dank dem Blog Camp in Berlin und den Sponsoren von GetYourGuide kam ich am letzten Wochenende in den Genuss, selbst einer der Touristen im Trabi zu sein. Was war das für ein Spaß!
Selba fahn!
Ich dachte immer, dass an den Lenkrädern der Trabis jahrelang trainierte Trabi-Piloten sitzen. Ha, weit gefehlt. Bei der Trabi-Safari ist selber fahren angesagt. War ganz einfach: Es gibt nur vier Gänge, man muss richtig schön Gas geben, nicht zu früh schalten und den Blinker immer wieder von Hand zurückstellen. Alles andere ist wie bei einem echten Auto, außer, dass tatsächlich an jeder Ecke Leute stehenbleiben und die bunte Trabikolonne anstarren. Das gleiche Erlebnis hatte ich vor einigen Wochen in einem Ferrari. Merke: Das Auto muss nicht teuer sein, nur selten. Dann hast du die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, und ich gebe es zu, das macht Spaß!
Sei ein Touri
Kate von Adventurous Kate hat gerade darüber geschrieben, dass es ok ist, ein „cheesy tourist“ zu sein, da viele der Sachen, die Touristen machen, eben einen Blick wert sind, sonst wären da nicht so viele. Die Trabi-Safari bestätigt das. Klar, es machen alle, klar, es ist bescheuert, klar, ich kann damit mal ausnahmsweise nicht beweisen, wie individuell und abseits des Mainstreams ich unterwegs bin, aber ES MACHT SPAß! (Wann kommt eigentlich das ß als Großbuchstabe?) In diesem Sinne: Go, Trabi, go.
Seit hier eure massen-postings zum trsabi auftauchen, suche ich verzweifelt meine CDs und Festplatten nach meinen alten Trabi-bildern ab! Ick find se nich! Die gibt es nur in echt-film-form – so alt sind die. ich hatte 7 jahre (meine ersten 7 führerschein-jahre) das vergnügen so einen stinker zu lenken. 2 unfälle, pappe ging wirklich zu kitten und mich haben die leute im westen angeguckt, als würden sie mich und die krachmaschine gleich wieder des landes verweisen – ja, son zweitakter ist laut! aber schön, dass man dir als westberliner doch noch sowas unterschieben konnte 😉 ick wäre ja in den bonbongestreiften gestiegen… hach, danke fürs das bisschen ostalgie 🙂